Lagebericht: Durch Simbabwe zum Kariba-See

2013-06-30 12:00:00 / / Kommentar 1

Lagebericht: durch Simbabwe zum Kariba-See

 

Seit unserem letzten Lagebericht ist nicht nur viel Wasser die Elbe sondern auch den Sambesi hinuntergeflossen. Es gibt einiges zu berichten…
 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >


Doch der Reihe nach:

Von Südafrika geht es nach Simbabwe. Eigentlich hatten wir wegen der politischen Lage und des desolaten wirtschaftlichen Zustandes des einst blühenden Landes von einem Besuch Abstand nehmen wollen. Andererseits war da die Neugier… was hatte sich in dem Land seit unserem letzten Besuch getan?!

Wir hatten Simbabwe, das damals noch Rhodesien hieß, 1976 auf unserer ersten Afrika-Durchquerung bereist und Land und Leute dort kennen- und schätzen gelernt. Zwischendurch hatten wir es wieder bereist, das letzte Mal vor gut zehn Jahren.

Seitdem hatte sich Simbabwes wirtschaftlicher Absturz nach der gewaltsamen Vertreibung und Enteignung weißer Farmer dramatisch verstärkt.

Also kein unproblematisches Reiseland.

Aber der Weg ist wiedermal das Ziel. Wir sind gespannt.
 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >


Eine Auswahl an Grenzübergängen, um von Südafrika nach Simbabwe zu kommen, gibt es nicht. Der Ort Musina (früher Messina) ist das Tor zu Simbabwe. Menschenmengen drängen sich auf der südafrikanischen Seite. Wir erwarten lange Wartezeiten. Nicht so in Südafrika: Als der Menschendruck zu groß wird, öffnen die Offiziellen ein in einem großen Zelt untergebrachtes provisorisches Einreisebüro, und mit einem freundlichen Lächeln erhalten wir ruck zuck unsere Ausreisestempel. Das freundliche Lächeln ist für uns wie ein Markenzeichen Südafrikas: Wir haben uns im Land und mit seinen Menschen sehr wohl gefühlt und willkommen geheißen.

Dann der simbabwische Grenzort Beitbridge mit dem Grenzposten. Chaos. Keine erkennbare Ausschilderung. Schlepper, die uns umlagern und uns gegen Bares hier- und dorthin lotsen wollen. Angeblich benötigen wir Zolldokumente, von denen wir nie zuvor gehört haben. Wir sollen dem Schlepper 50 US$ in die Hand drücken, er würde für uns alles erledigen… Denkste!!

Die Zollbedienstete dreht unser Autodokument, das Carnet des Passages, als hätte sie nie so ein auf der ganzen Welt gültiges Papier in der Hand gehabt. Sie schickt uns zum Supervisor. Der blättert das Dokument durch, als hätte auch er so etwas noch nie gesehen. Legt es zur Seite. Lässt uns anderthalb Stunden warten. Die pure Willkür! Mein Blutdruck steigt auf 180. Bewegung kommt in die Sache erst, als wir an einen Zöllner kommen, der in Südafrika studiert hat und dort eine Kommilitonin namens Corinna aus Deutschland hatte. Im Nu sind wir durch die Grenze durch..!

Das „Vergnügen“ war nicht billig:

Auf einen Schlag sind wir auf der simbabwischen Seite der Grenze gegen Quittung und ganz offiziell 180 $ (natürlich alles nur gegen US-Dollar cash!) losgeworden.

Und zwar: US-Dollar 30 (Carbon fee foreign) US-Dollar 10 (road access fee), US-Dollar 30 (Insurance), US-Dollar 90 (Visa), US-Dollar 20 (Brückenzoll für Überquerung des Limpopo-River).

 Kurz darauf müssen wir nochmal ganz offiziell vier US-Dollar an Straßengebühren abdrücken.

Nach einem unglaublichen Absturz der Simbabwe Währung (bei der es 100-Trillion-Dollar-Noten gab) wurde der US-Dollar in Zimbabwe offiziell als Landeswährung eingeführt.

Dieses Land hinterlässt bei uns zwiespältige Gefühle. Die Bevölkerung hier (heute fast ausschließlich schwarzer Hautfarbe) ist uns gegenüber sehr freundlich, ja herzlich.
 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >
 

 Weiße Bewohner (zumeist Betreiber von Lodges und Inhaber von Geschäften) treffen wir sehr selten. Entlang der Straßenränder erkenne ich die Stumpen ehemaliger Zaunpfähle, die die großen Rinderfarmen einst begrenzten. Die Rinder sind verschwunden, die Farmer gewaltsam vertrieben. Das wirtschaftliche Rückgrat Simbabwes extrem geschwächt.

Drei oder vier Polizeikontrollen pro Tag sind üblich. Das könnte nerven. Aber die Polizisten (sehr häufig Frauen) sind sehr korrekt und höflich. Bis auf jene Polizistin, die lange mit finsterem, arrogantem Gesichtsausdruck um Thunder herumläuft, bis sie endlich etwas zu bemängeln findet: Ich hätte nicht die richtigen reflector tapes, reflektierende Streifen, behauptet sie. Kurios: Jedes Land im unteren Drittel Afrikas fordert sein eigenes Design. Es allen recht zu machen, ist so gut wie unmöglich. „Das kostet 20 US$ Strafe“,  raunzt sie. Und für das eine nicht funktionierende Bremslicht muss ich nochmal 20 $ drauflegen. Gegen offizielle Quittung.

Harare, Simbabwes Hauptstadt, hatten wir das letzte Mal besucht, als sie noch Salisbury hieß. Aber Hauptstädte halten uns nicht lange. Die Nacht verbringen wir am Lake Chivero, einem See zur Trinkwasserversorgung Harares, ein Vogelparadies. Am Morgen drauf schwimmen Tausende halb toter Fische auf der Seeoberfläche an unserem Camp. Die schwarzen Bediensteten schöpfen die zappelnden Tiere ab, um sie noch zu verwerten, schimpfen aber über die Zuleitung ungeklärter Abwässer aus der Großstadt Harare. Das würde ihre Existenz vernichten. Schilder im Camp warnen, dass seit einigen Jahren Cholera wieder im Kommen sei. Auch in den bevölkerungsreichen Randgebieten Harares.
 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >


Den Mana Pool Nationalpark – unser eigentliches Ziel – lassen wir buchstäblich rechts liegen; die Eintrittspreise waren zu Beginn des Jahres hier drastisch angehoben worden. Aber Großwild sehen wir auch außerhalb: einen Elefanten, der die Straße quert. Abends im Camp warnt ein Ranger, keinesfalls mehr aus dem Auto zu gehen: Löwen schleichen hier regelmäßig durchs Camp.
 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >


Der Kariba-Damm war eins der ganz großen Stauprojekte der 1950er Jahre. Der damit geschaffene Ort Kariba  entwickelte sich zum Touristenzentrum. Das war mal… vom Tourismus ist so gut wie nichts übrig geblieben. Die Werbungen im Ort sind verblichen. Die Menschen ohne Arbeit. In der parkartigen Landschaft in wunderschöner Lage direkt am Ufer des Kariba-Sees campieren wir auf der Fläche des Kariba Moth Camps – als einzige Gäste… bis eines Tages die deutschen Biker Gerd und Silvia mit ihren KTM-Maschinen einlaufen...


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Die einzigen anderen Gäste sind Zebras direkt am Auto und Flusspferde, die schnaubend vor uns aus dem Wasser steigen!

<  Text & Copyright Dieter Kreutzkamp >


 

 

 

 

 

 

 


 
 

Kommentare (1)
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Hannelore und Klaus Hauser, 07.07.13 19:25

Hallo, Juliane und Dieter Kreuzkamp, mit Freude bin ich heute auf Euren Bericht der Afrikareise gestoßen. Mit großem Interesse haben wir bisher (fast) alle Eure sehr informativen und hochinteressanten Reisebücher gelesen. Sehr oft hatten wir das Gefühl, wir sind ein kleines bisschen dabei und haben mit Spannung die kleinen und großen Abenteuer verfolgt. Wir wünschen Euch noch eine schöne Zeit in Afrika mit tollen Eindrücken und der Begegnung mit vielen netten und interessanten Bewohnern des schwarzen Kontinents - wir freuen uns schon auf Euer neues Buch !!! Viel Glück !! Liebe Grüße aus dem sonnigen Dresden von Klaus und Hannelore