Noch mal gut gegangen – Wadi Bani Khalid wird zum reißenden Fluss

2016-03-26 16:20:00 / / Kommentare 0

Das Wetter spielt jetzt richtig verrückt! Täglich Gewitter und schwere Regenfälle. Völlig untypisch. Das meint auch unser Hydrometer, das 72 % Luftfeuchtigkeit im Lkw anzeigt.

"Lass uns ins Gebirge fahren!", schlage ich vor. Da ist es wenigstens nicht so feucht wie hier und kühler. Gesagt getan …

Nicht ganz untouristisch aber landschaftlich spektakulär ist das Wadi (Trockenfluss) Bani Khalid. Wieder schrauben wir uns mit nur 10 km/h auf brandneuen aber geradlinig in die Berge geschlagenen Highways in die Höhe.

Jeder Wüstenfahrer weiß, dass man einen Wadi bei Regen schnellstens zu verlassen hat. Die von den Bergen herabstürzenden Wasser vereinen sich binnen Minuten zu einem reißenden Strom und schwemmen alles fort. Zahllose Menschen sind auf diese Weise schon ums Leben gekommen.

Aber hier sind überall kleine Orte, Menschen leben am Rand dieses Wadi. Hier sollte es sicher sein …

Bei der Fahrt dorthin überholt uns eine siebenköpfige Gruppe Biker auf glänzenden Harleys. Am Rande des Wadi, dort wo ein asphaltierter Parkplatz ist, sehen wir die Motorradfahrer wieder; sie haben die Maschinen geparkt und schicken sich an, eine kleine Wanderung zu machen. Der Himmel ist grau und wird immer düsterer …

Da setzt Regen ein. Binnen Minuten wird aus dem Regen ein Wolkenbruch, wir können kaum mehr als 15 m weit sehen. Die pitschnassen Harley –Biker steigen auf ihre Maschinen und donnern zurück.

Wir warten, wollen die Wetterentwicklung beobachten, eventuell werden wir auf dem Parkplatz die Nacht verbringen. Da gibt uns ein aufgeregter Mann mit deutlicher Panik im Gesicht gestikulierend zu verstehen: " Go on, drive back, water …!!!“

 


<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >

O.k., er kennt sich hier aus. Wir folgen seinem Tipp, obwohl alles noch ganz o.k. aussieht und fahren zurück!

Um die Sache kurz zu machen: Während der nächsten Viertelstunde erleben wir, was wir in unserem an Abenteuern sehr reichen Leben nie zuvor erlebt haben. Binnen Minuten wird die Asphaltstraße zum Flussbett. Braune Wassermassen stürzen uns entgegen. Ich quere eine asphaltierte Furt; wo eben noch Asphaltstraße war, ist jetzt ein tosender Fluss. Die Furt für unseren Lkw ist kaum noch auszumachen. Die Gefahr, in die sprudelnden Wassermassen zu stürzen, ist groß. Dann eine steile Auffahrt beim ersten Haus eines kleinen Dorfes. Quer über die Straße erkenne ich eine Harley, offenbar ist jemand gestürzt, eine Person sehe ich nicht, das Wasser schießt durch den Rahmen der schweren Maschine hindurch. Ein kopfgroßer Felsen poltert gegen sie.

 

<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >

 

 

Ich komme nicht an der Maschine vorbei … blitzschnell beschließen wir, irgendwie an einem kleinen erhöhten Hang neben einem Haus zu parken. Es klappt.

Während ich ein paar Fotos mache, kommen zwei Biker. Ich bin selbst Motorradfahrer … und muss mit Hand anlegen, den Jungs helfen … Ich steige aus, wir hieven die Harley aus den Wassermassen und bergen sie im strömenden Regen.

Eine Stunde später ist der lebensbedrohliche Spuk vorbei … und wir um eine neue Erfahrung reicher. Juliana bringt die Ereignisse für sich auf den Punkt: "Ich hatte Angst!"

Der nächste post erfolgt in ca. drei Tagen.

<  Foto & Copyright Dieter Kreutzkamp >