Lagebericht: Wadi Halfa

2012-02-26 17:13:00 / / Kommentare 0

Drei Wochen und drei Tage Warterei in Assuan sind mittlerweile Geschichte …


Foto & Copyright: Dieter Kreutzkamp
 

Der Frachtkahn  für unsere Autos hat inzwischen Assuan erreicht. Da – anders als früher - keine Personen mehr auf dem Frachtponton transportiert werden dürfen, müssen wir unsere Fahrzeuge drei Tage vor Abfahrt der Personenfähre auf den Ponton fahren.

Leichter gesagt als getan …Jeder Insider weiß zwar, dass diese Art der Autoverschiffung seit Jahrzehnten in genau dieser (chaotischen) Art und Weise vonstatten geht, aber die Nile Shipping Company vermittelt einem erfolgreich das (Entdecker-) Gefühl, der Erste zu sein, der das Privileg hat, sich dieser Prozedur unterziehen zu dürfen.

Über eine Gerümpelhalde mühen sich unsere Fahrzeuge zu der Auffahrtsrampe des Pontons. Neben Rob und Esther aus Holland (mit Toyota Land Cruiser), die fast ebenso lange warten wie Juliana und ich, sind da noch Bernie und Annette aus Bayern mit ihrem betagten Mercedes D 207- Camper, die Holländer Wim und Annelies (Iveco) und ein Red Bull – Team mit nagelneuem VW Amarok und einem monströsen Magirus-Begleit - Lkw, neben dem sich unser 7,40 Meter langer Thunder eher bescheiden ausnimmt. Zu der mehrköpfigen Besatzung gehören zwei Weltmeister im Paragliding, Kameraleute, Tontechniker und Mechaniker.

Aber weder der berühmte >Rote Bulle< noch die Weltmeister veranlassen den bei der Schifffahrtsagentur >allgewaltigen< Mr. Salah, auf die Tube zu drücken, damit wir endlich loskommen. Nach einem undurchsichtigen Papiergewusele (bei dem der selbst ernannte Hafenagent Kamal - er ist durchaus kompetent und empfehlenswert - für eine gute Handvoll Dollars (bei uns 20 bucks) eine nervenschonende Rolle spielte), sind unsere Autos auf dem Ponton.

Dass wir eine Steinpyramide bauen mussten, damit Bernis alter Mercedes bei der engen Auffahrt nicht mit dem Hinterrad im Wasser des Lake Nasser versank, gehört eher zu den Beiläufigkeiten dieser Odyssee.

Die nächsten beiden Nächte verbringen wir im Philae – Hotel, während wir uns ausmalen, wie unsere Autos auf dem Lake Nasser südwärts fahren und in Wadi Halfa/Sudan auf uns warten.

Weit gefehlt…!!! Als wir Tage später arglos die hoffnungslos überladene Personenfähre besteigen, sehen wir den Ponton mit unseren Autos friedlich genau dort im Hafen von Assuan liegen, wo wir ihn Tage zuvor verlassen hatten. Erst zwei Tage nach dem Einlaufen unserer Personenfähre werden auch unsere Fahrzeuge in Wadi Halfa sein …

Soviel zum Organisationstalent der Ägypter!

Jetzt sitzen wir in unserem Hotelzimmer in Wadi Halfa und warten auf die Autos. Das lässt mir Zeit, kurz unsere Situation zu schildern:

Am 16.Januar gingen wir um 13 Uhr aufs Schiff. Das hört sich einfach an … Vor und hinter uns wurden riesige Lasten transportiert, die uns ab und zu an die Schädel knallten. Es war eng, die Leiter nach oben steil. Aber umfallen konnte man nicht, dafür gab es zu viele Menschen ...Das Schiff war gnadenlos (wenngleich auch orientalisch - malerisch) überladen.

Wir fanden zwischen aufgetürmten Gepäckbergen, in denen sich die Einheimischen wie in einer Burg einrichteten, auch noch Platz. Die Toiletten waren zwar nicht gänzlich zugek…t, aber trotzdem eklig und nichts für schwache (Geruchs-) Nerven.

Dafür war von unserem Schlaflager auf Deck der Blick in den Sternenhimmel wunderbar: mit Sternschnuppen, zwischen denen die Mondsichel funkelte. Die Nacht selbst wurde unruhig, da ständig Mitreisende lautstark über uns hinweg palaverten. Zudem meldete sich der selbst an Bord vertretene Muezzin noch vor Morgengrauen zum Gebet. Da wir nicht mehr schlafen konnten, standen wir rechtzeitig zum Sonnenaufgang auf. Abu Simbel sahen wir in der Ferne. Wir verdrängten die Erinnerung daran, dass wir schon vor Wochen hier, und damit ganz dicht an Wadi Halfa dran, gewesen waren …!

Am 17.1. mittags legen wir im Hafen des Wüstennests Wadi Halfa an. Das Gewusele von Menschen und Gepäck ist nur schwer vorstellbar: Zollformalitäten und –kontrolle verlaufen problemlos, auch Dank des kompetenten (selbst ernannten und empfehlenswerten) Hafenagenten Magdi. Als herrlich empfinden wir, dass die Sudanesen uns keine Bootsfahrt auf einer Felukka oder sonst irgendetwas aufschwatzen wollen. Sie sind freundlich, zurückhaltend, grüßen, wir grüßen zurück. Einfach befreiend! Wir fühlen uns sofort wohl im Sudan!

Jetzt vertreiben wir uns die Wartezeit auf das Einlaufen unserer Fahrzeuge mit dem Bummel durch staubige Straßen und dem Essen in kleinen Restaurants.


Foto & Copyright: Dieter Kreutzkamp
 

Wir sitzen mitten im Ort warm eingemummelt in der Vormittagssonne und futtern zum Frühstück Omelette mit Zwiebeln und leckeres Fladenbrot. Dazu gibt es Tee. Alles zu Superpreisen (1Tee, dazu Zwiebel-Omelette mit Brot umgerechnet knapp ein Euro). Der Wind dazu ist lausig kalt! Die Sonne allerdings knallt aus wolkenlosem Himmel. Die Tagestemperatur liegt bei 22 Grad, nachts geht sie runter auf 8-10 Grad. So ist nun mal Wüste. Im Sommer gibt es hier 45 Grad!!!

Heute geht es wie ein Lauffeuer durch die Reihen, dass in Äthiopien in der Danakil – Wüste fünf Touristen ermordet worden seien. Meine Planung, dorthin zu fahren, lege ich auf Eis!!

Tage später: Unsere Fahrzeuge sind wohlbehalten in Wadi Halfa angekommen. Aufbruch!